Schlagwort: Boogie Piano

Katie Webster – die Texas Boogie Queen

Katie Webster – die Texas Boogie Queen

Von Christian Christl

Im Frühjahr 1990 lernte ich über die Sängerin Angela Brown aus Chicago eine schwarze Boogie Pianistin kennen, die mich sofort in ihren Bann zog: Katie Webster. Ihr strahlendes Lächeln nahm mich mit Leichtigkeit gefangen. Und als sie am Klavier Platz nahm und mit diesen langen lackierten Fingernägeln zu spielen begann, war es um mich geschehen. Ich gebe es zu, ich war fasziniert bis in alle Poren. Denn die Dame, die hier beim Soundcheck auf einer Festival-Bühne am Flügel saß, spielte, als wäre es schon das Konzert. Als sie dann auch noch zu singen begann, war es um mich geschehen… >>

Big Maceo Merriweather – Chicago Boogie Woogie mit Volldampf

Big Maceo Merriweather – Chicago Boogie Woogie mit Volldampf

Wohl kaum ein Blues Pianist der 1940er Jahre hat mit derart viel Kraft und Energie gespielt wie der in Newnan, Georgia, geborene Pianist Big Maceo Merriweather. Geboren 1905 zog er in jungen Jahren zunächst nach Detroit, wo er fast 20 Jahre blieb. Anfang der 1940er, gerade als die meisten Musiker Chicago verließen, wechselte er seinen Wohnsitz in die Stadt am Michigan See. Dort traf er auf Tampa Red, der ihm auch den Kontakt zur Plattenfirma RCA Victor vermittelte.
Da man mein RCA nicht sicher war, ob sich Songs von Merriweather auch verkaufen, veröffentlichten sie vier Songs erstmal auf dem Tochterlabel Bluebird Records. Das waren „Worried Life Blues“, der „Chicago Breakdown“, „Texas Stomp“ und „Detroit Jump“.. >>

Chris Conz – flottes Schweizer Boogie Piano

Chris Conz – flottes Schweizer Boogie Piano

Schon als Kind vom Pianofieber gepackt, entdeckte Chris Conz aus Uster, Schweiz,  mit elf Jahren durch Hamp Ruosch, seinen Lehrer und Förderer, den Jazzstil Boogie-Woogie.

Mit 14 Jahren hatte Chris Conz seinen ersten öffentlichen Auftritt, gewann in Folge einige Talentwettbewerbe und durfte bereits in Blues Jam Sessions mitspielen. Mit 16 Jahren lernte er Silvan Zingg, Organisator des Internationalen Boogie-Woogie Festivals Lugano, an einem Konzert kennen. Er gab ihm die Chance, als Überraschungsgast an seinem Festival teilzunehmen. Das war der Auftakt zu einer großen Karriere.

International Boogie Nights by Chris Conz

Seit 2011 ist Chris Conz auch Ideengeber und Organisator der „Internationalen Boogie Nights by Chris Conz“ in Uster und Thun, die jährlich mit einem hochkarätigen Musikerprogramm und legendären internationalen Boogie-Woogie Größen an die 2000 Besucher anlocken. 2020 wird expandiert, die International Boogie Nights wird es dann erstmals auch in Chur und in Wien geben. Andere Festivals wie das jährliche „Swing the Spring“ gehen ebenfalls auf das Konto des Pianisten und Unternehmers Chris Conz.

Termine/Events:

Jimmy Yancey – der Godfather of Boogie Woogie Piano

Jimmy Yancey – der Godfather of Boogie Woogie Piano

In den 1920er und 1930er Jahren war Jimmy Yancey wohl die wichtigste Persönlichkeit, der erste Ansprechpartner, wertvoller Mentor und geduldiger Lehrer für alle jungen Pianisten in Chicago, die später den “Boogie Woogie” als Klavierstil berühmt machen sollten.
Seine “House Parties” sind legendär, seine Art Blues am Klavier zu spielen ist bis heute unerreicht…

Count Basie – der Meister des reduzierten Swing Pianos

Count Basie – der Meister des reduzierten Swing Pianos

Count Basie aus Kansas City war seiner Zeit weit voraus. Während die meisten Pianisten versuchten mit technischen Fähigkeiten zu begeistern, schlug er einen anderen Weg ein. Er revolutionierte das swingende Piano innerhalb einer Bigband in dem er – rein pianistisch betrachtet – die Anzahl der Töne reduzierte und an Stellen setzte, die dem swingenden Groove eine ganz besondere Note gaben….

Big Joe Turner – der Boogie Woogie Hit-Meister

Big Joe Turner – der Boogie Woogie Hit-Meister

Big Joe Turner war ohne Zweifel einer der Super Stars des Boogie Woogie. Er war einer der “Boogie Boys” beim Spirituals to Swing Konzert 1938 in der Carnegie Hall in New York. Nach diesem Konzert wurde der Boogie Woogie zur populären Musik in Amerika.

Schon mit vierzehn Jahren nahm er mit seinem Gesang Einfluss auf die lokale Jazz-Szene in seinem Geburtsort. Mitte der 30er-Jahre lernte er den amerikanischen Boogie-Woogie-Pianisten Pete Johnson kennen, mit dem er von da an gemeinsam auftrat. 1936 kam er erstmals nach New York, wo er Count Basie kennenlernte.

Am 23. Dezember 1938 entstanden zusammen mit Johnson seine ersten Songs in einem Swing-Konzert in der Carnegie Hall, nämlich Low Down Dog und It’s All Right, Baby. Er wurde in jenem Jahr von John Hammond gefördert. Am 30. Dezember 1938 nahm er zusammen mit Pete Johnson dessen Komposition Roll ’Em Pete auf (Vocalion #4607), es folgte am 30. Juni 1939 Cherry Red. Danach trat er mit verschiedenen Jazz-Größen wie Benny Goodman, Duke Ellington und Art Tatum auf. Im Jahr 1945 unterschrieb er einen Plattenvertrag bei National Records, wo er von Herb Abramson produziert wurde. 1951 wurde dann Ahmet Ertegün durch Abramson auf ihn aufmerksam und nahm ihn für Atlantic Records unter Vertrag. Als Folge davon entstand die Single Chains of Love, die eine hohe Platzierung in den Rhythm-and-Blues-Charts erreichte und später von Pat Boone gecovert wurde. In den 1950er Jahren hatte er mehrere größere und kleinere Single-Hits, darunter Shake, Rattle and Roll, Flip, Flop & Fly und Corrine, Corrina, und spielte unter anderem mit Elmore James (TV Mama) und King Curtis. Insgesamt hielten sich die Erfolge zwar in Grenzen, doch sie reichten aus, um davon leben zu können.

In den 1960er- und 1970er-Jahren tourte Turner die meiste Zeit. Er nahm mit Jazz-Größen wie Dizzy Gillespie und Roy Eldridge Platten auf und spielte auch mit Axel Zwingenberger, mit dem er zwei höchst erfolgreiche Alben aufnahm. Allerdings machten ihm Herzschwächen und Diabetes das Leben schwer. Seine letzten Aufnahmen entstanden zusammen mit Jimmy Witherspoon.

1983 wurde Big Joe in die Blues Hall of Fame aufgenommen.

Am 24. November 1985 starb Big Joe Turner in Kalifornien an Nierenversagen. Zwei Jahre später wurde er posthum in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Tipps

Clarence Pinetop Smith – der Mann, der das Zeitalter des Boogie Woogie einläutete

Clarence Pinetop Smith – der Mann, der das Zeitalter des Boogie Woogie einläutete

Clarence Smith wurde am 11. Juni 1904 in Troy, Alabama, geboren. Warum er den Spitznamen „Pinetop“ – also „Spitze des Annanas-Baumes“ erhielt, ist ebenso nebulös und es gibt verschiedene Denkansätze. Fakt ist, dass er als junger Schwarzer mit roten Haaren auffiel und ungewöhnlich war.

Wie und wann er das Klavierspielen erlernte ist unbekannt. Anfang der 1920er Jahre zog er erst nach Pittsburg, wo er als Pianist und Entertainer arbeitete. Dort lernte er auch den Pianisten und Talent Scout Cow Cow Davenport kennen. Er soll auch in verschiedenen Vaudeville-Shows auf Tour gewesen sein und u.a. die Sängerin Ma Rainey begleitet haben.

Pete Johnson – Boogie Woogie Meister aus Kansas City

Pete Johnson – Boogie Woogie Meister aus Kansas City

Neben Meade Lux Lewis und Albert Ammons war Pete Johnson aus Kansas City der dritte große Pianist des klassischen Boogie Woogie…

Meade Lux Lewis – ein Leben auf der Boogie Woogie Achterbahn

Meade Lux Lewis – ein Leben auf der Boogie Woogie Achterbahn

Es war gegen ein Uhr morgens am Sonntag, den 7. Juni 1964 in Minneapolis. Meade Lux Lewis, einer der drei großen Boogie Pianisten, hatte gerade einen Auftritt beendet und machte sich nach dem Konzert auf den Weg. Lewis saß allein am Steuer seines Wagens und fuhr den Memorial Highway im Stadtteil Golden Valley entlang. Er war gerade auf dem Highway unterwegs als ein anderer Wagen mit erhöhter Geschwindigkeit ihn von hinten rammte. Der Aufprall muss so heftig gewesen sein, dass er über 100 Meter über die Straße geschleudert wurde bevor er gegen einen Baum prallte. Meade Lux Lewis verstarb noch am Unfallort.

Über den Fahrer des Unfallwagens weiß man nicht viel. Er war Anfang 20 und – wie die Polizei in ihrem Unfallbericht schrieb – viel zu schnell unterwegs.

In Erinnerung bleiben die großen Erfolge

Meade Lux Lewis hatte ein bewegtes Leben. Natürlich bleibt sein „Honky Tonk Train Blues“ als Hymne aller Boogie Pianisten ewig mit ihm verknüpft. Natürlich erinnern sich Boogie Fans hauptsächlich an seinen Auftritt beim „Spirituals to Swing Festival“ in der New Yorker Carnegie Hall vom Dezember 1938. Aber in Lux Lewis` Leben gab es sehr viel mehr.

Über sein Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben. Der 3. September 1905 in Chicago könnte stimmen.

Dort traf er schon in jungen Jahren einen Kumpel, der ebenfalls gerne auf dem Klavier spielte: Albert Ammons. Die Freundschaft hielt ein Leben lang. Sie teilten sich als Teenager auch eine Wohnung und bespielten alle Klaviere in der Windy City, die nicht niet und nagelfest waren. Bei ihren Klavier-Runden durch die Stadt trafen sie auch auf den Pianisten Jimmy Yancey. Er war eine Art „Ziehvater“ und nahm die jungen wilden unter seine Fittiche.

Die Hymne aller Boogie Pianisten: „Der Honky Tonk Train Blues“

Wann Meade Lux Lewis den Honky Tonk Train Blues genau komponiert hat ist nicht überliefert. Auch warum er dem Thema „Dampflokomotive“ diesen Song gewidmet hat wird immer wieder gerne mit Geschichten aus unterschiedlichsten Motiven heraus erzählt. Rein pianistisch betrachtet ist jedoch Fakt, dass der Honky Tonk Train Blues alles hat, was „Boogie Piano“ ausmacht – nur den Namen nicht.

Denn „Boogie Woogie“ wurde erst 1928 vom Pianisten Clarence Pinetop Smith zum erstenmal bekannt gemacht. Der Honky Tonk Train Blues ist also vorher entstanden.

Was auch eine Plattenaufnahme belegt, die Meade Lux Lewis 1927 für die damals erst seit 10 Jahren aktive Firma Paramount einspielen durfte. Die Aufnahme verschwand aber recht bald in den Archiven, denn sie war kommerziell nicht erfolgreich. Meade Lux Lewis hatte sich sicherlich mehr erhofft. Paramount wohl auch.

 

Überleben im Chicago der 1930er Jahre

Meade Lux Lewis konnte vom Klavierspielen nicht leben. Mit allerlei Jobs hielt er sich über Wasser, ohne aber das Boogie Piano zu vernachlässigen. Der Musik-Journalist, Talent Scout und Musik Produzent John Hammond aus New York, der 1938 das „From Spirituals to Swing“ Konzert in der Carnegie Hall organisierte, beschreibt seine Suche nach Meade Lux Lewis in seiner Biographie sehr amüsant:

„Vom Pianisten Albert Ammons hatte ich erfahren, dass Meade Lux Lewis in einer Autowerkstatt an der South Side arbeitete und dort Wagen wusch. Also fuhr ich hin. Und traf ihn dort in einer Pause.“

Umzug nach New York

John Hammond hatte die Paramount Aufnahme des Honky Tonk Train Blues von 1927 gehört und lud Meade Lux Lewis nach New York ein. 1936 reise Lewis in den Big Apple, sein Auftritt dort war aber trotz aller Bemühungen von John Hammond, kein Erfolg.

Das sollte sich 1938 ändern. John Hammond engagierte Lewis erneut, diesmal gemeinsam mit Albert Ammons in der Carnegie Hall aufzutreten. Das Konzert war ein großer Erfolg und machte den Boogie Woogie über Nacht zur populären Musik in ganz Amerika. Mit Ammons und Lewis standen auch noch Big Joe Turner und der Pianist Pete Johnson aus Kansas City auf der Bühne. Und die Superstars der damaligen Zeit wie z.B. Count Basie.

John Hammond arrangierte für Lewis, Ammons, Johnson und Joe Turner direkt im Anschluß Auftritte in einem neuen Nachtclub in New York, dem Cafe Society.

Dort blieben sie ganze vier Jahre lang. Meade Lux Lewis kehrte nur noch für kurze Gastspiele zurück nach Chicago.

New York Anfang der 1940er Jahre war die wohl erfolgreichste Zeit für Meade Lux Lewis. Unzählige Konzerte in ganz Amerika folgten. Und auch Plattenaufnahmen, unter anderem für das Label Blue Note im Januar 1939.

Meade Lux Lewis drehte auch ein paar Kurzfilme und war unter anderem mit Louis Armstrong auf der Leinwand im Film „New Orleans“ zu sehen.

Die letzten Jahre

Meade Lux Lewis zog 1941 von New York nach Los Angeles um und Californien wurde zumindest in seinen späten Jahren seine Heimat.

Als der Boogie Woogie in den 1950er Jahren vom Rock`n Roll als populäre Musik abgelöst wurde, änderten sich auch die Engagements für Meade Lux Lewis. Weniger Konzerthallen, dafür wieder mehr Auftritte in kleinen Clubs und Restaurants.

Die Hinterlassenschaft des Pianisten Meade Lux Lewis ist gewaltig. Unzählige Aufnahmen, mal im Studio, mal bei Live-Konzerten, die kleinen Kurzfilme aber natürlich der Honky Tonk Train Blues und weitere Klassiker des Boogie Woogie Pianos sorgen dafür, dass er nie vergessen wird.

Mein Dank gilt Michael Hortig aus Graz für seinen unermüdlichen Einsatz, die Geschichte der Musik mit Fakten zu belegen.

Christian Christl

Tipps

Albert Ammons – der Boogie Woogie Meister

Albert Ammons – der Boogie Woogie Meister

Noch heute inspiriert sein Stil Boogie Piano zu spielen dutzende, junger Pianisten. Die meisten sind begeistert von der enormen Fülle an technischen, pianistischen Feinheiten. Ammons war ein Meister am Klavier. Und hat ein großes Erbe hinterlassen. Wohl für die Ewigkeit…